Peru

Die ersten Schritte …

Einfach mal raus und weiter weg. Nicht immer nur die heimischen Berge beziehungsweise Täler erwandern, denn damals ging es mir noch nicht um die Höhe, sondern darum, fremde Bergluft zu schnuppern. Warum also keine Trekkingtour machen … Ich hab Lust drauf!
So fing alles an. Mir stand überhaupt nicht der Sinn nach hohen Bergen. Ich wanderte damals zwar schon sehr gerne, doch das Erklimmen des Berges war eher lästige Begleiterscheinung. Ich fand es schon grauslich, den heimischen Hirschberg hochzuschnaufen. Bei meinen ersten Trekkingtouren in Peru, Chile und Nepal ging es mir deshalb auch nicht ums Bergsteigen, sondern darum, einfach in der Fremde zu wandern, das fand ich extrem spannend. Und diese Touren weckten dann wider Erwarten die Neugier auf noch mehr Höhe. Erstmals merkte ich: Das ist meins! Davon will ich mehr! Damit und hier draußen fühle ich mich wohl!
Würde ich es schaffen, auch noch weitere große Herausforderungen zu bestehen?
In Peru, Chile und Nepal machte ich, ohne es zu ahnen, meine ersten Schritte auf dem Weg zum Explorers Grand Slam. Dem Extrembergsteigerwettbewerb, bei dem es darum geht, die sieben höchsten Gipfel aller Kontinente – die Seven Summits – sowie den jeweils letzten Breitengrad zum Süd- und Nordpol zu Fuß zu meistern.

Machu Picchu – 28. März bis 19. April 2003

Lima, Cusco, Titicacasee, Machu Picchu, Puerto Maldonado

Floating Islands, »Dead Woman’s Pass«, Blick vom Inti Punku auf Machu Picchu, Riesenschmetterlinge und Piranhas im Dschungel des Nationalparks Tambopata

23 Tage – 2.000 Aufwärts-Höhenmeter, 75 Kilometer zu Fuß, 1.100 Kilometer per Bus & Bahn

das erste Mal Urlaub in der Ferne, fast alleine; fremde Sprache, Küche, Sitten und Gebräuche; draußen schlafen; Zelt-Eskapaden; Krabbelviecher; Massenpanik auf Peruanisch

2 Großpackungen Kopfschmerztabletten, 23 Blasenpflaster, 1 Kilogramm Coca-Blätter (als Tee oder zum Kauen – soll die Höhenanpassung positiv beeinflussen –, half nix, schmeckte einfach mies), ab der zweiten Woche täglich mehrere Schoko-Erdnuss-Riegel (soll den Dauerdurchfall stop(p)fen – stopfte nix, schmeckte dafür richtig gut)

Bin ich wirklich bereit? Was könnte alles passieren! Man hört so viel Spannendes, aber auch Abschreckendes. Ganz zu schweigen von dem Ungeziefer … Was ich mir alles einfangen kann! Magenverstimmung wird noch das angenehmste sein. Nur, was ist, wenn ich mich ernsthaft verletze? K. o. durch Zeltstange, die aus der Öse rutscht und zur Peitsche wird … Soll es alles schon gegeben haben.

Aber entschieden ist entschieden: Es geht auf große Fahrt! Trekkingtouren sollen einem Land und Leute auf einfachste Wander-Art und -Weise näherbringen. Ich bin gespannt …

Bereits das Packen zu Hause bedeutet totales Chaos in der Komfortzone und nimmt Wochen vorher in Anspruch! Weiß ja nicht, was ich wirklich brauche, und was völliger Unsinn ist – Lockenstab und Co. lassen grüßen. Ich werfe einfach alles kunterbunt ins Zimmer, was ich mir einbilde, unbedingt dabei haben zu müssen. Auf jeden Fall ein extra Nackenkissen, mein ein Meter großer Schnuffelteddy Bob, drei 1.000-Seiten-Romane, diverse Brettspiele für schlechtes Wetter, zu der geplanten Anzahl von Blusen noch meine zwei Lieblingsblusen, dazu eine Reservebluse und zur Reservebluse noch eine Reservebluse. Puh, ist das viel, was mach ich denn jetzt? Ach, ich nehm einfach noch meinen Trolley mit! Dank seiner Rollen lässt der sich bestimmt prima hinterherziehen!

Nein, auch nicht gut, so funktioniert das einfach nicht!

Resigniert stopfe ich nach und nach fast alle Sachen wieder zurück in den Schrank. Was würde ich da draußen wirklich brauchen? Haben die da im exotischen Hinterland Zahnpasta, wenn meine alle ist? Oder nehm ich doch besser zwei Tuben mit? Durchlaufe Phasen der Euphorie, Verwunderung bis hin zur Verzweiflung und Wut – vor allem auf den Verkäufer meines extra angeschafften Backpacker-Rucksackes. Er pries diesen doch als echtes Raumwunder! Ich will nicht akzeptieren, dass er bereits ab der Hälfte meines sowieso schon mageren Haufens streikt! Man kann doch unterwegs bestimmt nicht waschen! Also lieber noch einen weiteren Schwung Ersatz-Schlüppis einpacken.

Irgendwann gebe ich auf und stelle nüchtern fest: Für alles kann ich nicht gewappnet sein. Ich sehe sogar davon ab, auf dem Hinflug alles Restliche, was nicht mehr reinpasst, in Schichten übereinander anzuziehen. Soviel zum Materiellen.

Das immaterielle Gepäck ist zum Glück nicht begrenzt. An Gedanken kann ich »einpacken«, so viel ich will. Und das Karussell in meinem Kopf rotiert und produziert eine Menge. Was wird mir begegnen? Wie wird es sein, wirklich in die Fremde zu starten? Klar, ich werde unterwegs nicht allein sein, ein Kumpel von mir begleitet mich auf der Reise und unterwegs treffe ich bestimmt auch den ein oder anderen Weltenbummler. Kannst einem Mensch aber auch nur bis vor die Stirn kucken. »Vertraue allein deinem Hintern, denn nur der steht wirklich hinter dir«, lese ich in der Woche vor dem Abflug in einer Zeitschrift. Grüble kurz. Ach, papperlapapp. Muss schmunzeln und lass mich jetzt auf die kommenden Abenteuer rund um den Titicacasee sowie Machu Picchu ein. Wird schon schiefgehen.

Reisebilder

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