Das arktische Training noch in den Knochen geht’s zehn Tage später bereits wieder zum Flughafen. Über Reykjavik und Seattle bringt mich der Flieger nach Anchorage, größte Stadt Alaskas…
Arktika
Oslo, Spitzbergen, Longyearbyen, Arktis-Station Barneo, Nordpol
prächtige Eisskulpturen, der Nordpol mitten im Mythos Arktis, darunter bis zu 4.300 Meter tiefes Meer, Faulenzerei nach getaner Arbeit
25 Tage – null Höhenmeter und 150 Kilometer zu Fuß
Höchstmaß an körperlichem und mentalem Einsatz; nahezu stündliche Veränderung der Gegend von topfeben bis zu hohen dicken Eisbrocken; feuchte Eiseskälte; extreme Einsamkeit; ständige Helligkeit, hier aber mit immerhin drei Stunden Dämmerlicht in der Nacht
Alles, was sich 1:1 in der Antarktis bewährt hat: heißer Tee, heißer Kakao und heiße Suppe.
Dazu: Kalorien, Kalorien, Kalorien – jede Tütenmahlzeit (auf dieser Tour müssen wir die doppelte Portion verdrücken) wird vorab mit einem dicken Stück Butter angereichert.
Der Jahreswechsel 2015/16 verläuft gemütlich. Ähnlich entspannt kündigt sich dann auch schon das Frühjahr an. Mit meiner „Südpol-Schwester“ Masha hab ich seit Abreise aus Chile fast wöchentlich Kontakt. Der 31. März rückt näher … und damit die Vorbereitungen für die Nordpolexpedition. Ich muss an so viel mehr denken als für die Südpoltour, was daran liegt, dass wir das meiste selbst organisieren. Unser amerikanischer Guide Patrick, Spezialist für Polar-Expeditionen, schickt uns allerhand Listen, Vorbereitungspläne und Berichte seiner bereits absolvierten Touren an den Nordpol. Ich realisiere: Das in der Antarktis sehr salopp geäußerte »Masha, bin dabei! Auch den Nordpol machen wir zusammen!« war mir ohne Überlegung und vor allem ohne das nötige Arktis-Vorwissen über die Lippen gerutscht. Heiliger Bimbam, das kann ja heiter werden …
Noch zu Hause stellt allerdings die Beschaffung der speziellen Stiefel für die Cross-Country-Ski die größte Herausforderung dar. Die Boots sind ähnlich aufgebaut wie die klassischen Langlaufschuhe (vorne mit einem Schnabel für die Bindung), allerdings um einiges grober und klobiger, dafür mollig warm. Patrick gibt uns zwar diverse Onlineshops an, allesamt aber in den USA oder in England. Masha wird auf Anhieb für ihren zierlichen 35er Fuß bei sich in London fündig. Meine Allerwelts-39 ist dort leider ausverkauft, sonst hätte sie sie mir nach Spitzbergen mitgebracht.
Nach nächtelangen Internet-Suchaktionen entdecke ich endlich einen Shop in Kanada, Firmensitz der Stiefelmarke. Fass es nicht: ein allerletztes Paar in meiner Größe gibt‘s sogar zum Sonderpreis! Quäle mich durch die englische Kaufabwicklung und schlucke die 20 Euro Porto – hatte eh mit einem viel höheren Preis gerechnet! Blut und Wasser schwitzend fiebere ich dem Lieferdatum entgegen – die Zeit wird knapp – immer noch nichts … Das Paket wurde doch schon längst verschickt!? Post vom Zoll: Die Frankfurter haben die Sendung abgefangen. Könnte kotzen!
Erst nach einer schriftlichen Beschreibung des Inhalts samt Bestellbestätigung wird das Paket nach einer weiteren Woche dem Memminger Zoll ausgehändigt. Muss es im Beisein der Beamten öffnen und die Frage, was man denn mit so einem Stiefel anstelle, lässt nicht lange auf sich warten. Erzähle ein wenig kleinlaut von meinem Vorhaben, was den Dienstältesten spontan schmunzeln lässt »Nochat vüü Glück und id verlaufa, Mädle, wär schad drum!«
»Danke! I probier’s!« Ich habe ohnehin mehr Muffensausen vor unfreiwilligen Tauchgängen als davor, mich zu verlaufen … Aber einer von unserem Team wird sogar tatsächlich baden gehen!
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